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Warum nach dem „warum“ fragen?

„Ich bin nicht sozial. Diese Menschen sind mir total egal“, sagt Adolfo während der Rückfahrt von einem Einsatz am Stadtrand, wo wir einer armen Familie Lebensmittel vorbeigebracht hatten. Adolfo nutzt seine landesweite Bekanntheit als Schauspieler und Moderator um Spenden für unser Lebensmittelpaket-Projekt zu sammeln und ist gleichzeitig bei fast jedem Einsatz dabei, ermutigt die Menschen und bringt sie zum Lachen. „Ich mache das nur, weil ich es im Leben immer gut hatte und aus Dankbarkeit etwas davon zurückgeben möchte. Aber an sich sind mir diese Menschen egal.“

Man kann dieselben Handlungen aus ganz unterschiedlicher Motivation ausführen. Ist denn die Motivation überhaupt wichtig? Spielt es eine Rolle, was sich in meinem Kopf und in meinem Herzen bewegt, oder zählt nur das, was meine Hände und mein Mund hervorbringen? Diese Frage wird dann wichtig, wenn wir bei der Arbeit, in der Schule, in der Nachbarschaft oder auch in der Familie mit Menschen unterwegs sind, die anders denken und fühlen als wir. Wie viel müssen wir gleich sehen, um gemeinsam an einem Projekt arbeiten zu können? Welchen Werten müssen beide zustimmen, damit eine Freundschaft entstehen kann? Wie viel Inneres muss gleich sein, damit das Äussere gleich herauskommt? 

Nataly schaut auf ihre Heimat

Unser Lebensmittelpaket-Projekt hat bisher gut funktioniert, obwohl sich jedes Teammitglied aus anderen Gründen engagiert hat. Das Denken ist ganz verschieden, und doch ist das Handeln gleich. Ein Freund sagte kürzlich zu mir: „Es ist egal, was du glaubst – Hauptsache, du tust Gutes.“ Er gehört also zu den Menschen, die davon ausgehen, dass ich mit nichts von dem, was du glaubst und denkst, übereinstimmen muss, sofern wir uns auf ein gemeinsames Handeln einigen können. Dies scheint zutreffend für Beziehungen wie die zwischen mir und meinem Dienstleister: Ich möchte, dass mein neues Handy vor Ablauf des Liefertermines eintrifft, meine Internetverbindung vor Beginn der Zoom-Konferenz läuft und mein Kaffee vor Eintritt meines entnervten Wutausbruchs serviert ist. Der Preis interessiert mich dabei weitaus mehr als die Motivation, mit welcher die Dienstleistung ausgeführt wird.

Doch bleiben wir beim Beispiel von Adolfo. Er ist ein ausgezeichneter Schauspieler – man merkt ihm sein Desinteresse kein bisschen an. Trotzdem finde ich es entscheidend, ob sich sein Herz zusammenzieht, wenn er in die hungernden Gesichter schaut; ob er sich für die Geschichte dieser Menschen interessiert und ob er mehr Kontakt mit ihnen haben möchte, als unbedingt nötig. Dies ist mir vor allem deshalb wichtig, weil ich aufgrund seiner inneren Einstellung sein längerfristiges Verhalten abschätzen kann. Wenn ich weiss, dass er sich für diese Menschen interessiert, kann ich damit rechnen, dass er alles in seiner Macht stehende tun wird, um ihnen zu helfen, auch wenn es ihn etwas kostet. Ist er jedoch wohltätig aus Dankbarkeit für den eigenen Wohlstand, dann wird seine Bereitschaft, Hilfe zu leisten, mit steigenden Kosten abnehmen.

Die Begründung meiner Motivation bei einer Handlung ist genauso wichtig wie die Positionierung des Queues bei einem Billardspiel: Die kleinste Verschiebung des Queues entscheidet darüber, ob die Bahn der Kugel zum Loch führt. Woher der Antrieb kommt, bestimmt, wo man längerfristig landet.

Dies ist einer der Gründe, weshalb ich mich dazu entschieden habe, das Projekt #MiraflorinosAyudan nur für die aktuelle Situation der Nothilfe zu nutzen und die Idee, eine langfristige Organisation daraus zu machen, nicht weiterzuverfolgen. Ich bin unglaublich dankbar für den grossen Einsatz von Adolfo und allen anderen Team-Mitgliedern, und das gemeinsame Planen und Organisieren bereitet uns allen sehr viel Freude. Doch gerade vor dem Hintergrund von #MiraflorinosAyudan schätze ich die Arbeitsweise von Pedro García und Casa de Dios umso mehr. Pedro versteht die Menschen der Kirche als Teil seiner Familie, weshalb er sich neben ihrer geistlichen Begleitung selbstverständlich auch um ihr materielles und relationales Wohlbefinden kümmert. Und er versteht die Kirche als beauftragt, um sich um das Wohl des umliegenden Quartiers zu sorgen. Ein Antrieb, der aus dieser Richtung kommt, wird auch bei viel Widerstand in eine gute Richtung weitergehen.

Noch wichtiger als die Richtung scheint mir aber, woher die Kraft kommt, die ihn antreibt. Je länger ich beobachte wie Pedro unermüdlich lobt, liebt und lehrt, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass diese Kraft weder auf biologischen noch auf sozialen Bedingungen beruht, sondern aus derselben Quelle kommt, welche schon vor 2000 Jahren seinen Namensvetter Petrus zum Loben, Lieben und Lehren angetrieben hat.

Casa de Dios unterstützt die Gemeinschaftspfannen der Nachbarschaft mit Lebensmittelspenden
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